Der erste große Medienhype um den 3-D-Druck mit seinen oft überzogenen Zukunftsfantasien ist abgeklungen. Doch auch nachdem die Begeisterung durch eine realistischere Zukunftseinschätzung ersetzt worden ist, bleibt jede Menge Optimismus: Auf den relevanten 3-D-Märkten – das sind die Medizintechnik, die Luft- und Raumfahrt, die Automobil- und die sonstige Industrie sowie der Einzelhandel – werden die Umsätze bis 2030 um jährlich 13 bis 23 Prozent wachsen, zeigt eine aktuelle Studie von Deutsche Bank Research.
„Die 3-D-Innovationen der letzten Jahre haben eine gute Basis für Wachstum in den kommenden Jahren geschaffen“, schreibt Josef Auer, Analyst bei Deutsche Bank Research und Autor der Studie.
Erfolgstreiber für den 3-D-Druck sind dabei neue Einsatzgebiete. Zu Beginn des Jahrzehnts diente die Technik in der Regel „nur“ als Werkzeug für das Prototyping. „Mittlerweile ist die Erkenntnis in vielen Industriezweigen gereift, dass die 3-D-Technologie weitaus mehr ermöglicht. Ökonomisch interessanter ist die Serienfertigung“, schreibt Auer. Obwohl das Prototyping und die Herstellung von Einzelstücken weiterhin eine große Rolle spielen, werden heute in der 3-D-Praxis Einzel- und Serienfertigung oft kombiniert: Sowohl das Testmuster eines neuen Autoteils wie auch das spätere Serienteil werden im dreidimensionalen Drucker hergestellt. Dazu tragen spezielle Kunststoffe bei, die derzeit von chemischen Unternehmen entwickelt werden.
Auer unterstützt die Einschätzung von Experten, nach der sich das weltweite Marktvolumen für 3-D-gedruckte Produkte bis zum Jahr 2030 auf 22,6 Milliarden Euro steigern könnte – insgesamt um etwa 18 Prozent pro Jahr. Die jährlichen Wachstumsraten für 3-D-Druckprodukte in den beiden Branchen Medizintechnik sowie Luft- und Raumfahrt werden demnach mit plus 23 Prozent noch höher liegen als in der Automobilindustrie (15 Prozent), der sonstigen Industrie (14 Prozent) sowie im Einzelhandel (13 Prozent).
Die absoluten Zahlen zeigen jedoch auch: „Gemessen am Umsatz findet das 3-D-Wachstum in den Einzelmärkten noch in der Nische statt“, schreibt Josef Auer.
Die Studie
Deutsche Bank Research: „3-D-Druck: starkes Wachstum in der Nische“. Download unter
www.dbresearch.de
Grafik:
3-D-Druck: Wachstum in der Nische
3-D-Druck: Wachstum in der Nische
Klassische Erfolgsbranchen für die 3-D-Technik sind neben der Automobilindustrie und dem Einzelhandel Zukunftsbranchen wie Medizintechnik und Luft- und Raumfahrt. Aber auch in den sonstigen Industrien wächst das Marktvolumen von 440 Millionen im Jahr 2015 auf knapp drei Milliarden Euro im Jahr 2030. Das betrifft Gießereien ebenso wie den Maschinenbau. Trotz der hohen Wachstumsraten bleibt der 3-D-Druck, gemessen am industriellen Gesamtumsatz, jedoch in der Nische.
Umsatz
weltweit
in Millio-
nen Euro
2015 2020 2030
Einzelhandel
Der 3-D-Druck bringt neue Chancen für den Einzelhandel, denn die Händler können immer öfter einige vom Kunden gewünschte Waren selbst fertigen. Schon jetzt werden im Bereich Sport Turnschuhsohlen oder ganze Markensportschuhe individuell digital hergestellt.
2015 2020 2030
Automobilindustrie
Per 3-D-Druck können Autobauer Prototypen schneller entwerfen. Die Technik erlaubt es ihnen auch, individuelle Ausstattungen herzustellen und damit Kundenwünsche individueller zu bedienen. Es wird aber noch Jahre dauern, bis ganze Fahrzeuge in größeren Volumina 3-D-gefertigt sind.
2015 2020 2030
Medizintechnik
Neue 3-D-Medizintechnik verbessert die Patientenversorgung durch zusätzliche Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Die Zahnmedizin ist dabei derzeit ein Vorreiter. In der Kieferorthopädie ist der 3-D-Druck von Schienen und bei der Herstellung von Füllungen und Kronen bereits als Zukunftsthema angekommen.
2015 2020 2030
Luft und Raum-
fahrttechnik
Hier ist das Gewicht wichtiges Kosten- und damit Erfolgskriterium. Mittels 3-D-Technik lassen sich geometrisch anspruchsvolle und leichtere Teile mit gleicher Festigkeit und Funktionalität herstellen – auch direkt in den Raumstationen.